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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 36

1906 - München : Oldenbourg
36 9. Der Sturz Tassilos. ihm gegen Karl keine Hilfe geschickt. Sicher beglaubigt aber sind die Reibereien zwischen dem herzoglichen Hose und den fränkisch gesinnten Mitgliedern des höheren Klerus, namentlich dem Bischof Arbeo von Freising. Sein Nachfolger aus dem bischöflichen Stuhl von Freising hat später nach der Katastrophe von 788 den Schleier etwas gelüstet: „Tassilo und seine Gemahlin Liutbirga hätten der Freisinger Kirche viele Gotteshäuser entzogen aus Unwillen über den Bischos Arbeo, den sie beschuldigten, daß er dem König Karl und den Franken treuer sei als ihnen." Der Grund lag tiefer. Als Ausfluß des germanischen Begriffes vom Eigentum an Grund und Boden hatte sich in Bayern das Eigenkirchensystem, das Eigentum des Grundherrn an den von ihm gegründeten Kirchen, herausgebildet und im Zusammenhang damit das Recht den Vorstand der Kirche zu bestellen. Bischof Arbeo von Freising suchte dieses Eigenkirchensystem zu zerstören und der alten kirchenrechtlichen Anschauung, daß die Bischöfe Eigentümer des gesamten Kirchenvermögens ihrer Diözese seien, Geltung zu verschaffen. Der Bischof zwang die Eigenkirchenpriester die Kirchen an die Kathedralkirche zu übertragen. Auch die Grundherren selbst wurden veranlaßt ihre Eigenkirchen an die Kathedralkirche zu schenken. In vielen Fällen wurde das Ziel erreicht. Schwieriger war der Kamps gegen die Klöster. Die Bischöfe forderten Übergabe auch der klösterlichen Eigenkirchen in das bischöfliche Eigentum. Sie forderten von den Mönchen namentlich Herausgabe der öffentlichen Kirchen und Eiustelluug [ihrer Seelsorgetätigkeit. Die Bischöse suchten und fanden in dem Streite eine Stütze im Frankenreich, die Klöster suchten und fanden einen Rückhalt an der heimischen Dynastie. Darüber kam es bei der politischen Spannung zu einem schweren Konflikt. Die bischöfliche Partei beschuldigte den Herzog, namentlich aber die Herzogin Liutbirga der Feindseligkeit gegen die Bischöfe, der Begünstigung der Klöster. Das herzogliche Haus beschuldigte deu Bischof von Freising fränkischer Gesinnung. Es kam ebenso zu Reibereien zwischen dem Herzog und den ins fränkische Interesse gezogenen, dem Herzog zu Aufseheru gegebenen königlichen Vasallen in Bayern. Das ist nicht bloß zu schließen aus der warmen Fürsorge, mit der Karl deren Interesse gegen das Herzogtum im Jahre 781 vertrat, sondern auch aus den späteren Ereignissen des Jahres 788. Vermutlich strebten diese Vasallen eine Stellung außer oder über der bayerischen Stammesverfassung an und wurden in diesem Bestreben von den Franken ermuntert, die sichtlich ihre Aufgabe nicht in einer Versöhnung, sondern in einer Verschärfung der Gegensätze erblickten. Zugleich scheint die Forderung unbedingter Heeresfolge auf den Widerstand des Herzogs gestoßen zu sein, dessen Interessen wie früher so auch damals auf dem avarisch-slavischen Kriegsschauplätze im Südosten lagen. Unter diesen Verhältnissen ist es begreiflich, daß sich Tassilo zu Äußerungen hinreißen ließ: selbst wenn er zehn Söhne hätte, würde er sie lieber opfern

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 155

1906 - München : Oldenbourg
31. Nürnberg und seine Kunst. 155 Nürnbergs dem eintretenden Wanderer die richtige Stimmung mit auf den Weg geben, schaffen in der Phantasie ein gutes Abbild von der einstigen Kraft der alten Reichsstadt, deren Bewohner gegen ernste Kriegsnot sich wohlbedacht sichern mußten. Auch iu der inneren Stadt erzählt noch manches Haus von St. Lorenz, Westansicht. der Wehrhaftigkeit seiner vormaligen Besitzer, wie das Nassauerhaus nächst der Loreuzkirche. Die Notwendigkeit die Stadt so stark zu befestigen ward hervorgerufen durch ihren mehr und mehr steigenden Reichtum. Was die große Republik Venedig für den Süden bedeutete, einen Mittelpunkt, welchen wichtige Handelsbeziehungen mit den fernsten Ländern verbanden, das wurde Nürnberg für

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 224

1906 - München : Oldenbourg
224 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Von Siegmund von Riezler?) Maximilian ist der einzige unter den deutschen Fürsten, der Beginn und Ende des Dreißigjährigen Krieges erlebte, der einzige, der in allen Phasen des Kampfes mit im Vordergründe steht. Und in seiner Politik im Kriege spiegelt sich getreu der Charakter des großen deutschen Bürgerkrieges: hier wie dort vermengen sich die religiösen Triebfedern mit Besitz- und Machtfragen, hier wie dort geben die ersteren den Anstoß zum Kampfe und behalten während des Kampfes das Übergewicht. Als treuer und gehorsamer Sohn seiner Kirche ist Maximilian trotz seiner Friedensliebe einer von jenen geworden, welche die Fackel zum Brande des großen Krieges anlegten. Selbst seine anfängliche Zurückhaltung in deu konfessionellen Streitigkeiten im Reiche ist zum guten Teil durch das religiöse Motiv zu erklären, daß ihm die Abwehr der mohammedanischen Türken noch wichtiger und vordringlicher erscheint als die der Protestanten. Dann aber gibt er durch sein Eingreifen zum Schutze der katholischen Einrichtung der Prozessionen in Donauwörth das Signal zum Zusammenschlüsse der Protestanten in einem Bündnisse. Der katholische Gegenbund, der dessen natürliche Wirkung i]t, wird von ihm ins Leben gerufen und geleitet. Er rät dem Kaifer Matthias davon ab in Böhmen religiöse Zugeständnisse zu machen, zu beuert sich dieser in seiner Notlage einen Augenblick fast gezwungen sieht und die den Ausbruch des Krieges wahrscheinlich verhindert hätten. Er selbst, der jede Einmischung in die inneren Wirren Österreichs vordem so entschieden ablehnte, hätte dann in den böhmischen Krieg nicht eingegriffen, Hütte es nicht gegolten dem gut katholischen Kaiser zu helfen, den kalvinischen Fürsten zu vertreiben, der Gefahr einer protestantischen Mehrheit im Kursürsteurate und damit der Möglichkeit einer protestantischen Kaiserwahl für die Zukunft vorzubeugen. Auch die ehrgeizigen Ziele, die er dabei sogleich ins Auge faßt, sind nicht frei vou religiöser Färbung: die Kur und die pfälzischen Lande als Preise davonzutragen erscheint als Gewissenspflicht, da die katholische Mehrheit im Kurfürstenrate gesichert und die pfälzische Bevölkerung dem Katholizismus zurückgewonnen werden foll. Als endlich die Ohnmacht der besiegten Protestanten dem Kriege ein Ende zu bereiten scheint, dringt Maximilian darauf, daß als Siegespreis die Zurückstellung der säkularisierten Stifter und Güter an die katholische Kirche gefordert und durchgeführt werde — und sieht sich nun gezwungen auch den Kampf mit Gustav Adolf aufzunehmen, der nicht nur als politischer Rivale Habsburgs um die Ostseeherrschaft sondern auch als Schirmer und Befreier feiner bedrängten Glaubensfreunde in Deutschland landet. Da die Religion unvergleichlich höher steht als die Nationalität, 2) Geschichte Bayerns, V. Band, S. 673 ff. Gotha 1903, A. Perthes.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 595

1906 - München : Oldenbourg
125. Vormarsch gegen die Loire. 595 und Mitteln sich neu organisieren, weil Frankreich eben ein alter, zentralisierter Staat mit einer gleichmäßig über seine Territorien verteilten Kultur und — folgerichtig in diesem Falle — Kriegsmitteln war. Südfrankreich kann z. B. noch beträchtliche Streitfrage aufstellen und erheblichen Widerstand leisten, wenn ganz Nordsrankreich, Paris eingeschlossen, unterworfen sein sollte. Die Gründe hiesür sind recht mannigfaltig, zustatten kommt Frankreich hiebei seine maritime Machtstellung und Lage, seine Rücken- und Flankensicherheit sowie für die Organisation des Widerstandes die Möglichkeit einer Verteidigung nach großen strategischen Abschnitten. Der Krieg an der Loire bedeutete für die Deutschen gewissermaßen einen neuen, zweiten Krieg und dieser zweite Teil des ganzen Feldzuges ist dadurch besonders eigentümlich, daß die Ungewißheit über Stärke und Absichten des Gegners etwas lange vorhielt, daß man die Anstrengungen der Republik anfangs unterschätzte, seit Conlmiers an manchen Stellen von Gewicht überschätzte. 125. Vormarsch gegen die Loire. Einnahme von Orleans (11. Oktober). Der Tag von Conlmiers (9. November). Von Theodor Lindner.l) Als die eiserne Sperrkette um Paris ihre Glieder schloß, besaß Frankreich an Trnppen nur eine unvollständige Division bei Bonrges, einige Abteilungen im Osten und Scharen bretonischer Mobilgarden im Westen. Durch das Land, soweit es von den Deutschen berührt war, ging ein ziemlich allgemeiner, wenn auch zerstreuter Widerstand, der nicht unbeachtet bleiben durste. Ihn hatte schon die kaiserliche Regierung hervorgerufen und die Republik sofort nach besten Kräften bestärkt und verstärkt. Die Behörden verteilten Waffen, soweit sie nicht schon vorhanden waren, um allenthalben Scharen von unregelmäßigen Kämpfern auszurüsten. Diese nannten sich Franktireurs, Freischützen oder Freischärler und führten neben den in die Mobilgarde und in die Marfchregimenter gestellten Mannschaften den Krieg ans ihr eigenes Glück und Wagen, freilich für nicht geringen Sold. Die meisten trugen eine Kleidung, die sie als Miliz kennzeichnete, kurze, schwarze Blusen, Pluderhosen mit roten Streifen und farbige Schärpen und vereinigten sich zu geschlossenen Hansen. Ihr Zweck war der kleine, der Guerillakrieg. Sie umschwärmten die Deutschen auf den Märschen und schnitten Zurückgebliebene ab, suchten kleine Abteilungen oder Wagenkolonnen zu überfallen, kurz, taten Abbruch, wo es ging. Meist der Gegend genau kundig, mit der A) „Der Krieg gegen Frankreich", S. 102 ff. Berlin 1895, Asher. 38*

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 599

1906 - München : Oldenbourg
125 Einnahme von Orleans. 599 Der Krieg, der vielen schon fast beendet schien, trat in völlig neue Verhältnisse ein und verlängerte sich ins Ungewisse. Wieder nahm er einen dramatischen Zug an, der seit Metz und Sedan geschwunden war, die Entwickelung erregte aufs nene erwartungsvolle Spannung. Ganz Europa, dessen Völker die unerhörten Siege der bisher gering geachteten Deutschen nicht ohne einige Mißgunst gesehen hatten, verfolgte mit höchstem Interesse den wiederbelebten Wasfengang. ■V V X f~i 0 N!\! Bayerische Artillerie im Kampfe bei (Eoulmiers. Da der Feind über die Loire bis nach Salbris gewichen war, beschränkte sich Tann bei der geringen Zahl seiner Truppen darauf den Flußabschnitt bei Orleans zu halten, während die 22. Division und die 4. Kavalleriedivision die zahlreichen Freischaren im Nordwesten vertreiben sollten. Am 18. Oktober fanden sie die offene Stadt Chateau dun durch Barrikaden verschlossen und von Franktireurs, denen sich die Einwohner kämpfend zugesellten, hartnäckig verteidigt. Die Division stürmte die in Brand geschossene Stadt noch spät abends in gräßlichem Handgemenge; Chäteaudun, großenteils ein rauchender Schutthaufen, büßte mit fast völligem Ruin. Durch sein grausiges Schicksal gewarnt, ergab sich am 21. Chartres, wo den regulären Truppen Abzug gewährt wurde. Der von Gambetta ernannte neue Oberbefehlshaber, General d'aurelle de Paladines, der in kurzer Zeit durch Strenge und fleißige Übung seine

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 225

1906 - München : Oldenbourg
42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. 225 wenden sich die Protestanten zu ihrem Schutze gegen andersgläubige Volksgenossen unbedenklich an den fremden Glaubensgenossen. Zu spät entschließt sich der Bayernfürst zu gewissen Zugeständnissen — der schwere Fehler, der in der Überspannung der Ansprüche nach dem Siege lag, ist nicht wieder gnt-znmachen. Gegenüber der neuen politischen Gestaltung versagt der französische Rückhalt, den er sich vorsorglich für Notfälle sichern wollte: Richelieu wie feinem Nachfolger Mazarin liegt die Schädigung Habsbnrgs noch mehr am Herzen als der Schutz der katholischen Sache. Bayerns Ringen mit Frankreich ist der einzige Abschnitt des großen Krieges, in dem das religiöse Motiv nicht direkt wirksam war. Vorher aber war dem Kampse in keinem Lager der Charakter als Religionskrieg so stark aufgeprägt wie im bayerischen. Maximilians Hauptziele in der inneren Politik waren Erhaltung der Glaubenseinheit wenigstens in seinem eigenen Lande, da sie im Reiche nicht mehr möglich war, und eine religiös-sittliche Erziehung der Untertanen, wie sie deu Geboten seiner Religion entsprach; im Reiche: die Erhaltung der geistlichen Fürstentümer und ihres Besitzstandes und Sicherung des katholischen Charakters des Kaisertums auch für die Zukunft. Diese Ziele wurden nur teilweise erreicht und nur um den Preis eines mörderischen Bruderkrieges, der das eigene Land wie die ganze Nation dem tiefsten Elende preisgab. Und auf die Dauer ließ sich das Errungene doch nicht festhalten: mit ehernem Fuße über alles, was Maximilian anstrebte, hinwegschreitend hat die Zeit seine konfessionelle Politik als unfruchtbar verurteilt. Wie sein Anteil am Kriege überwiegend durch religiöse Gründe bestimmt ist, so wurzelt in seiner Religiosität auch seine Treue und ehrerbietige Unter-Ordnung gegen das Reichsoberhaupt. Gewiß war er gut deutsch gesinnt — oft genug hat er seiner Abneigung gegen das Vordringen des ausländischen, besonders spanischen Wesens in Deutschland lebhaften Ausdruck gegeben; entscheidender aber als seine nationale Gesinnung ward für sein Verhältnis zu Kaiser und Reich, daß ihm Gehorsam und Treue gegen diese von Gott gesetzten Ordnungen als religiöse Pflicht erschien. Der heilige Charakter des Reiches war es, was den sonst so klar Blickenden noch in den Zeiten des tiefsten Verfalles von dem „herrlichen Korpus des Römischen Reiches" sprechen ließ. Neben aller Ergebenheit gegen das katholische Reichsoberhaupt machten sich doch in seinem Verhältnis zu diesem auch sein starkes, leicht verletztes Selbstgefühl und seine hohe Auffassung von den Rechten der deutschen Fürsten nachdrücklich geltend. Johann von Werth hat an ihm außer seiner hohen Klugheit und anderen großen Tugenden gerühmt, daß er der einzige sei, der die Hoheit und Autorttät eines deutschen Fürsten gegen den Kaiser wie gegen männiglich zu „manntememt" wisse. In seinem Widerwillen gegen die habsburgische Unersättlichkeit und in seiner starken Betonung des fürstenaristokratischen Charakters des Reiches berührte sich der Retter der habsbnrgifchen Monarchie sogar einigermaßen mit dem habsburgfeindlichsten Publizisten, dem Kronseder, Lesebuch j\ur Geschichte Bayerns. 15

7. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 2

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
2 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. habende Brgerstand das Vorrecht fast vlliger Freiheit von gewissen Steuern; so ruhten denn die Staatslasten mit verstrktem Drucke auf den rmeren Schichten der Bevlkerung, vornehmlich auf dem Bauernstande, der durch die Abgaben und Dienste, die er dem Staat, der Kirche und den Gutsherren zu leisten hatte, fast erdrckt wurde. Ludwig Xvi. Auch als Ludwig Xvi., Ludwigs Xv. Enkel, der Maria Theresias Tochter Marie Antoinette zur Gemahlin hatte, den Thron bestieg, trat keine Besserung ein. Er war ein wohlwollender und gutmtiger, aber schwacher und geistig unbedeutender Fürst, der den Ernst der Lage kaum einsah und viel zu wenig Willenskraft besa, um helfend einzugreifen. Reformversuche scheiterten an dem Widerstand der privilegierten Stnde. So wurde die Uberzeugung immer allgemeiner, da der Absolutismus nicht imstande sei, den politischen und sozialen Nten abzuhelfen, und da es gelte eine neue Verfassung, einen neuen Staat zi 2. Die Aufklrungsliteratur. Der dritte Stand" war es, der den Kampf gegen den Absolutismus der Krone und die Privilegien des Adels und der Geistlichkeit aufnahm. Er hatte sich erfllt mit den Ideen der Schriftsteller, die sich damals mit den Waffen der Gelehrsamkeit und des Witzes, des Hohns und der Verachtung gegen die Zustnde des Staates, der Kirche, der Gesellschaft wandten, und die wir unter dem Namen der Aufklrungsliteratur zusammenfassen. Voltaire und Der Fhrer im Kampf gegen die Kirche war Voltaire, ein hchst Rousseau. gej^Oqer^ nutzen und vielseitiger, aber auch frivoler Schriftsteller, Fhrer im Kampfe gegen die politischen und sozialen Mistnde vor allem Rousseau, der mit aller Kraft seines schwrmerischen Gefhls fr eine vllig neue Ordnung der Dinge eintrat. Mglichste Be-freiung des einzelnen Menschen, mglichste Vernichtung alles Zwanges auf den Gebieten des Staats und der Gesellschaft, des Glaubens und Denkens war das, wonach die Männer der Aufklrung strebten, und wovon sie allein das Heil der menschlichen Gesellschaft erwarteten. Dabei gingen sie in der Leidenschaftlichkeit des Kampfes der das Ma hinaus. Sie bekmpften nicht nur die kirchliche Unduldsamkeit, sondern die Kirche und die Religion berhaupt; sie wandten sich nicht nur gegen die Schden des absoluten Staates, sondern sie verlangten eine vllig demokratische Staatsordnung; Rousseau insbesondere verwarf nicht nur die Unsittlichkeit der damaligen Kultur, sondern er erklrte jede Kultur fr verderblich und forderte die Rckkehr zur Natur.

8. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 4

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. Verfassung. 4. Die konstituierende (verfassunggebende) Versammlung. Durch die neue Verfassung, weiche die Nationalversammlung schuf, wurde die knigliche Gewalt stark eingeschrnkt. In der Bekmpfung der Stan-desvorrechte ferner ging man so weit, da man den Adel berhaupt Einziehung abschaffte und Titel und Wappen verbot. Um der steigenden Finanznot Kirchenguts.zu steuern, erklrte die Versammlung die reichen Kirchengter fr $ - 5^ Nationaleigentum und zog sie ein. Schuldscheine, Assignaten wurden aus-^4 t A gegeben, denen die eingezogenen Gter zum Pfnde dienen sollten. Aber diese reichten nicht von fern aus, um fr die Unmassen von Assignaten, die - ' 'Ajim Laufe der nchsten Jahre ausgegeben wurden, als gengende Deckung zu dienen. So wurden die Assignaten im Laufe der nchsten Jahre fast vllig wertlos; der Staat mute sich schlielich fr bankrott, d. h. zahlungsunfhig erklären, und die Eigentmer wurden zugrunde gerichtet. Zu diesen wirt-schaftlichen Nten kam ein anderes. Man hatte den Geistlichen einen Eid abverlangt, wodurch sie die neue Kirchenverfassung anerkannten Aber der grte Teil der Geistlichen lie sich lieber absetzen, als da er ihn geleistet htte; und die groe Masse der Landbevlkerung stand auf ihrer Seite, wollte von den durch den Staat eingesetzten Pfarrern nichts wissen und fuhr fort bei den abgesetzten, eidweigernden Priestern zur Beichte und zum Abend-mahl zu gehen. So entstand ein Zwiespalt in dernation, der bald darauf zuck religisen Brgerkrieg fhrte. / / Der König strubte sich lange die neue Verfassung anzuerkennen; er und die Knigin Marie Antoinette hrten nicht auf, die Hilfe des Aus-landes zu erhoffen, besonders.sterreichs, wo im Jahre 1790 auf Joseph Il Leopold ii. jem Bruder Leopold Ii. gefolgt war. Indessen starb Mirabeau, 1 l7926t er hatte zwar den Absolutismus zerstren, aber nicht dem Knigtum jede Macht nehmen wollen und die Regierung durch geheime Berichte und Rat-schlge untersttzt. Seitdem gewann die Partei der Demokraten oder Jakobiner, wie man sie nach ihrem Versammlungsort in Paris, dem frheren Jakobinerkloster, nannte, immer mehr an Macht. Ihre Fhrer waren Robespierre, Danton, beides revolutionre Redner von groer Leidenschaft und groem Einflu auf die Massen, und Marat, der blutdrstige Herausgeber einer demokratischen Zeitung. Flucht des Da fate die knigliche Familie im Sommer des Jahres 1791 den nt08- Entschlu, aus Paris zu entfliehen. Wirklich gelangte sie aus der Stadt heraus und einige Tagereisen weit nach Osten, wurde aber dann erkannt und nach Paris zurckgefhrt. Wenige Monate darauf fah sich der König gentigt, durch seine Unterschrift die neue Verfassung anzu-erkennen. Darauf lste sich die konstituierende Versammlung auf und

9. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 5

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der Umsturz des franzsischen Knigtums und die Campagne in Frankreich. 5 machte der neugewhlten jle glitt a-Htre n V e r s a m m lu n^ " Platz. Diese sollte ein Gesetzbuch Haffen, hat diese'ufgasse aber mchi erfllt; sie^amm-tagte bis zum Herbst 1792. Der Umsturz des franzsischen Knigtums und die Campagne in Frankreich. 5. Der Sturz des Knigtums. In der neuen Versammlung ge-wannen zwei Parteien die Oberhand, die sich mit dem Erreichten, der Be-grndung eines Versassungsstaats, nicht begngen wollten, sondern aus eine weitere Schwchung, schlielich auf den Sturz des Knigtums ausgingen: die G ir o n d ist e n, so genannt, weil mehrere ihrer Fhrer aus dem Departe-ment der Gironde stammten, Vertreter des wohlhabenden, gebildeten Brgertums, und die Jakobiner, die Vertreter der besitzlosen Masse. Whrenddessen wuchs die Spannung zwischen Frankreich und den beiden deutschen Gromchten. Die Franzosen glaubten Leopold vorwerfen zu sollen, da er einen gewaltsamen Angriff zugunsten seines kniglichen Schwagers plane; in Wirklichkeit waren es die Revolutionsmnner, die den Krieg wnschten. Im Frhjahr 1792 starb pltzlich Leopold. Seinem Sohn und Nachfolger Franz Ii., dem letzten Kaiser des alten deutschen Reichs, ^Fwnz erklrte Ludwig Xvi., von seinem Ministerium gentigt, den Krieg. i806. Da aber sterreich mit Preußen durch ein Bndnis vereinigt war, so er-klrte Friedrichwilhelmii. seinerseits an Frankreich den Krieg. Wenige Monate spter trat der von den franzsischen Republikanern angestrebte Sturz des Knigtums ein. Am 10.August 1792 eut-zizams. stand ein Aufstand der von ihnen aufgeregten Arbeiterbevlkerung der Pariser Vorstdte. Die Aufstndischen drangen in das Knigsschlo, die Tuilerien. Der König verbot seiner treuen Schweizergarde zu feuern, die Schweizer wurden hingemordet; die knigliche Familie entfloh und rettete sich nach dem Sitzungsgebude der Nationalversammlung. Diese gewhrte ihr eine Zuslucht, fate aber zugleich entscheidende Beschlsse, welche die Ausrichtung der Republik vorbereiteten. Eine neue Versamm-lung, der Nationalkonvent, sollte gewhlt werden, um eine neue, republikanische Verfassung zu schaffen. Der kniglichen Familie wurde ein Zufluchtsort im Temple, einem frheren Ordenshause des Templerordens, angewiesen. Der Sturz des Knigtums hatte ein furchtbares Nachspiel. Zu Beginn des Septembers wurde durch Pbelbanden eine groe Menge von Ver- Die Sep- tcnibct- hafteten, Priester, Schweizer, Adlige, ja auch Frauen und Kinder, in den morde.

10. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 8

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
8 Kalender eingefhrt. Die Monate erhielten neue Namen; die r^eue Zeitrechnung begann mit der Erklrung der Republik im Jahre 1792. Aufstnde. Gegen dieses Willkrregiment erhob sich an verschiedenen Stellen Frankreichs Widerstand; so entbrannte, während an den Grenzen die aus-wrtigen Feinde bekmpft werden muten, zugleich im Inneren der Brgerkrieg. In Lyon und Toulon ergriff die Brgerschaft die Waffen zum Schutze ihrer Freiheit und ihres Eigentums gegen die Sansculotten, und beide Städte muten belagert werden. Zunchst wurde Lyon wiedergenommen, und der Konvent beschlo, da zur Strafe die Stadt zerstrt werden sollte, ein Beschlu, der natrlich nicht ausgefhrt werden konnte. Die Erhebung von Toulon war deshalb gefhrlich, weil die Be-wohner englische Truppen aufnahmen; die Wiedereroberung der Stadt verdankte man den Ratschlgen des Majors der Artillerie Bonaparte, der dafr zum General befrdert wurde. Am furchtbarsten tobte der Brgerkrieg in der V e n d 6 e, der Wiesen- und Weidelandschast sdlich der Loiremndung, und in den angrenzenden Gebieten. Die Bauern der Vende. Vend6e kmpften fr ihre Kirche und fr das Knigtum mit solcher Tapfer-feit und Hartnckigkeit, da sie trotz der grausamen und greuelvollen Kriegfhrung ihrer Gegner erst nach Jahren berwunden werden konnten. Robespierres In Paris warf indessen Robespierre alle seine Gegner nieder; $l794.r' jeder, der ihm entgegentrat, auch Danton, mute das Schafott besteigen. Sein Wille war Gesetz. Auf seinen Antrag schaffte der Konvent die Verehrung der Vernunft wieder ab und beschlo, da es ein hchstes Wesen" gebe, dem darauf ein prunkvolles Fest gefeiert wurde. Als in-dessen seine Gewaltttigkeit so weit ging, da selbst viele seiner jakobinischen Genossen sich nicht mehr sicher fhlten, entschlossen sich diese, sich mit den Gemigten zu verbinden und ihn zu strzen. Am 9. Thermidor (27. Juli 1794) wurde er verhaftet und am nchsten Tage mit vielen seiner Anhnger hingerichtet. Damit war jedoch die innere Ruhe noch nicht wiederhergestellt. Endlich kam es dahin, da der Jakobinerklub aufgelst wurde. Im Herbst Das Direk-1795 ging der Konvent auseinander. Ein Direktorium von fnf Mnnern trat an die Spitze Frankreichs; aber auch diese waren Jakobiner. /&ie zweite und dritte Teilnng Polens und Oer erste Koalitionskrieg. 9. Die zweite und dritte Teilung Polens. 1793 und 1795. Whrend die beiden deutschen Mchte gegen Frankreich Krieg fhrten, be-nutzte Katharina Ii. von Rußland die Gelegenheit, um ihre polnischen
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